Jahrbuch für Europäische Geschichte 7 (2006)

Titel der Ausgabe 
Jahrbuch für Europäische Geschichte 7 (2006)
Weiterer Titel 
Schwerpunktthema »Die Schweiz als europäisches Refugium«

Erschienen
München 2006: Oldenbourg Verlag
Erscheint 
jährlich
ISBN
ISBN 978-3-486-57916-1
Anzahl Seiten
VI, 243 S.
Preis
€ 44,80

 

Kontakt

Institution
Jahrbuch für Europäische Geschichte
Land
Deutschland
c/o
Prof. Dr. Johannes Paulmann Leibniz-Institut für Europäische Geschichte Mainz Alte Universitätsstraße 19 55116 Mainz E-Mail: <paulmann@ieg-mainz.de>
Von
Joachim Berger

Der 7. Band des Jahrbuchs für Europäische Geschichte ist der Schweiz und ihren europäischen Verflechtungen gewidmet – einem Land mitten in Europa, das nie mit den formalen europäischen Strukturen geliebäugelt hatte, trotzdem aber für ein europäisches Musterland gehalten wurde. Die Beiträge beleuchten diese geläufige Meinung von verschiedenen Seiten neu. Die Schweiz als politisches Modell und als ein Land, das wie kein anderes Toleranz, Freiheit und Sicherheit gewährte, hat zweifelsohne die Gemüter vieler Intellektueller, religiöser Nonkonformisten, Freiheitskämpfer und Politiker in Europa bewegt und beeinflusst. Aber gibt es auch Momente, die Freiheit und Toleranz in der praktischen Politik bewegten? Waren es die religiös Verfolgten des 16. Jahrhunderts, die Freiheitskämpfer des 19. oder die politischen Flüchtlinge des 20. Jahrhunderts, die für das Ethos der Toleranz, der Freiheitsliebe und der Neutralität verantwortlich waren? Ein europäisches »Refugium« ist in der Schweiz entstanden: ein Schlupfloch, eine Schutzzone. Wie Europa damit umgegangen ist, weiß man: der gesamte Kontinent (samt britischen Insel) brachte seit dem Mittelalter ununterbrochen Schutzbedürftige hervor, die in dem Alpenreduit Zuflucht gefunden haben, und die Schweizer Politik tolerierte, solange sie dem europäischen Machtspiel nicht in die Quere kam. Wie ist die Schweiz mit diesem »europäischen« Auftrag zurechtgekommen? Indem sie sich permanent wehrte, ihre Eigenart aufheben zu müssen, ihre Neutralität und ihre Nicht-Zugehörigkeit zu Europa, und indem sie ein vielfach von außen kritisiertes, aber dann doch anerkanntes Regelkorsett aufstellte, das ihr ermöglichte, den schmalen Grat zwischen den eigenen und fremden (sprich: europäischen) Interessen zu wahren. Dass die eigenen Grundsätze dann doch zu den viel gelobten europäischen wurden, ist kein Zufall. Es ist eher ein Beleg dafür, dass die Schweiz ein Refugium der europäischen Toleranz und gesellschaftspolitischen Vielfalt geworden ist – auch wenn dies der vorliegende Band des Jahrbuchs für Europäische Geschichte lediglich an Fallbeispielen belegen kann.

Inhaltsverzeichnis

Beiträge zum Schwerpunktthema

* Ashley Null: The Marian Exiles in Switzerland (S. 3–22)
* Hans Ulrich Bächtold: Ein Volk auf der Flucht. Die Schweiz als Refugium der Waldenser (S. 23–42)
* Carsten Goehrke: Politische Flüchtlinge aus dem Zarenreich in der Schweiz (S. 43–64)
* Kristina Schulz: Die Schweiz und das literarische Exil (1933–1945) (S. 65–88)
* Tamas Kanyo: Die Ungarnflüchtlinge von 1956 in der Schweiz (S. 89–100)

Andere Beiträge

* Márta Font: Mitteleuropa – Osteuropa – Ostmitteleuropa? Bemerkungen zur Entstehung einer europäischen Region im Frühmittelalter (S. 101–125)
* Thomas Ratka: Die österreichischen Assoziierungsbestrebungen an die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) 1957–1972 im Spiegel der Europa-Konzeption von Ludwig Erhard und Charles de Gaulle (S. 127–155)
* Georg Kreis: Die direktdemokratische Dimension der Europäischen Gemeinschaft (S. 157–177)

Forschungsbericht

* Kerstin Armborst: Jüdische Geschichte im europäischen Kontext – ein Forschungs- und Literaturbericht (S. 179–202)

Europa-Institute und Europa-Projekte

* Joachim Berger: Das Institut für Europäische Geschichte in Mainz. Ein Laboratorium der historischen Europaforschung (S. 203–211)
* Heinz Duchhardt: Von den deutsch-sowjetischen Historikerkolloquien zum Deutschen Historischen Institut Moskau (S. 213–217)

Auswahlbibliographie

* Matthias Schnettger / Ma&#322;gorzata Morawiec: Europa-Schrifttum 2005 (mit Nachträgen)

Weitere Hefte ⇓